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Der Begriff Burnout wurde vor einem halben Jahrhundert geprägt, um diesen Erschöpfungszustand und das Gefühl der Ineffektivität zu beschreiben, die insbesondere Menschen in Pflege- und Dienstleistungsberufen erfahren: Pflegekräfte, Ärzte, Polizisten, Sozialarbeiter usw.
Im Laufe der Jahrzehnte hat es sich auf immer mehr Berufe und sogar unbezahlte Tätigkeiten übertragen: Professoren sind ausgebrannt; Studenten sind ausgebrannt; Einzelhandelsmitarbeiter sind ausgebrannt; Aktivisten sind ausgebrannt; Eltern sind ausgebrannt. Die Menschen fühlen sich im Allgemeinen vom Leben an sich ausgebrannt.
Doch obwohl die Anwendung und Diskussion von Burnout stark zugenommen hat, ist es immer noch schwierig, genau festzulegen, was Burnout genau ist und welche Ursachen es hat. Es gibt keine klaren klinische Definition von Burnout, keinen allgemein anerkannten Maßstab dafür, was es ausmacht, keine offizielle diagnostische Checkliste für seine Symptome. Darum sehen viele Leute es einfach als „Überarbeitung“ an, vielleicht gar als „Schwäche“. Aber Beides ist unzutreffend.
In Ermangelung dieses Konsenses verwenden Umfragen, die zu diesem Thema durchgeführt werden, jeweils verschiedene Arten von Kriterien und formulieren ihre Fragen unterschiedlich. Dies macht es schwierig, genau einzuschätzen, wie viele Menschen tatsächlich an dieser Krankheit leiden. Denn wir sollten uns darüber klar sein: Burnout IST eine krankhafte Störung, so wie Depressionen, aber Burnout ist KEINE Depression und auch nicht wirklich eine Folge vom Stress, bzw. Burnout ist Folge eines sehr speziellen Stresses.
Wie Jonathan Malesic in seinem Buch „The End of Burnout“ betont: „Eine Metaanalyse ergab, dass es von 156 Studien, die das MBI [Maslach Burnout Inventory – eine Standard-Burnout-Bewertungsmethode] zur Untersuchung von Burnout bei Ärzten verwendeten, siebenundvierzig verschiedene Definitionen von Burnout und jeweils mindestens zwei Dutzend Definitionen von emotionaler Erschöpfung, Verbitterung, und Versagensangst. Es ist kein Wunder, dass diese Studien zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führten, von 0 Prozent der Ärzte mit Burnout bis hin zu 80 Prozent.“
Ein fehlender Konsens in Bezug auf Burnout macht es auch schwierig, es von anderen Erkrankungen zu trennen, die sich auf ähnliche Weise manifestieren. Bist du ausgebrannt oder einfach nur gelangweilt? Wann unterscheidet sich Burnout von einfacher Müdigkeit oder Stress? Ist jemand ausgebrannt oder sogar depressiv?
Diese Unklarheit bedeutet nicht, dass Burnout nicht real ist. Es gibt einen Grund, warum der Begriff so populär geworden ist: Er beschreibt perfekt eine gemeinsame, intuitiv verständliche Erfahrung – ein Zustand, der sich an Dinge wie einfache Erschöpfung, unerträgliche Langeweile oder klinische Depression anfühlen kann, sich aber auch qualitativ anders ausdrücken kann.
Auch wenn es eine unterschiedliche und sehr subjektive Sache ist, wissen die Leute es oft einfach, wenn sie es haben. Nichtsdestotrotz sollte uns die Unsicherheit rund um Burnout zu eine gewisse Diskussion inspirieren, zur Bereitschaft, so viel wie möglich über den Zustand zu erkunden. Burnout kann uns ALLE erfassen und ist so verbreitet, dass wir uns darüber klarer werden sollten.
Das gilt auch, wenn es um die Ursachen von Burnout geht. Denn wenn wir keine klare Definition dessen haben, was Burnout ist, sind wir ebenso verwirrt darüber, was diese Störung erzeugt. Burnout wird am häufigsten mit Überarbeitung in Verbindung gebracht. Und doch gibt es Leute, die 80 Stunden pro Woche arbeiten, die sich nicht ausgebrannt fühlen, und Leute, die nur 30 Stunden wöchentlich arbeiten, für die dies zutrifft.
Eine andere populäre Theorie besagt, dass Burnout ein besonderes Produkt unserer modernen Welt ist – etwas, das mit ihrem immer rasanteren Tempo, der Ungeduld, und der völligen Reizüberflutung zu tun hat. Und doch, auch wenn es damals noch nicht das Wort Burnout gab, haben Menschen im Laufe der Geschichte, insbesondere seit Beginn der Industrialisierung, über Burnout-ähnliche Zustände geklagt.
Im Amerika des 19. Jahrhunderts wurde es „Neurasthenie“ genannt und die Experten dachten, es sei durch das Aufkommen lähmender Büroarbeit und die zunehmende Geschwindigkeit des technologischen Wandels verursacht worden.
Aber wenn man in Betracht zieht, dass die strengsten Mönche vor fast zweitausend Jahren einen Lebensstil führten, der nicht einfacher und ruhiger hätte sein könnte, auch so etwas wie Burnout erlebt haben, macht die Vorstellung, dass Burnout von unserer Gesellschaft im Geschwindigkeitsrausch erzeugt wird, unwahrscheinlicher. Ganz so simpel ist es also nicht. Zu den Mönchen kommen wir gleich noch…
Mit der Modernitätshypothese verwandt ist die Idee, dass Burnout mit der zunehmend verschwimmenden Grenze zwischen unserem Arbeitsleben und unserem Privatleben zu tun hat. Aber diese Linie war in den vergangenen Jahrhunderten wohl noch sehr viel verschwommener. Du bist aufgewacht, hast die Kühe gemolken, Feuerholz gehackt, im Garten gepflanzt und geerntet, Dinge rund ums Haus erledigt. Im Dorf wusste Jeder Alles über Jeden. Es gab keine Privatsphäre und keine Trennung zwischen Arbeit und Privatleben.
Wenn also Burnout nicht durch die übergreifende Reichweite moderner Arbeit verursacht wird, dann ist es ein Ergebnis der tiefgreifenden Bedeutungslosigkeit der Arbeit, wie es insbesondere durch die Industrialisierung für den Großteil der Menschen aussah? Dies war eine der Thesen von Karl Marx. Der Mensch wurde entfremdet von eigentlichen Produkt und wurde nur noch ein winziges Rad der Produktionskette.
Die moderne Arbeit, zumindest im industriellen Bereich, ist nicht mehr so direkt mit unserem Überleben verbunden wie früher. Man arbeitet nicht für sich, sondern für Geld, einer abstrakten Entlohnung, die (so Marx) zudem noch viel zu gering war oder ist. Aber: Burnout betrifft eben nicht vorrangig oder gar alleinig solche Arbeiter… selbst Künstler oder Geschäftsleute erleben Burnouts.

Auch auf einer höheren, philosophischeren Ebene ist die Arbeit und das Leben nicht immer erfüllend. Es bleibt beim Problem, wie bei der „Überarbeitungshypothese“, das Menschen in sehr sinnvollen Jobs immer noch ausbrennen, und es viele Menschen gibt, die trotz „entfremdeter Arbeit“ Problem nicht haben.
Malesic führt in seinem Buch an, dass Burnout durch die Kluft zwischen unseren Idealen von Arbeit und ihrer Realität verursacht wird. Wir erwarten, dass uns die Arbeit auf allen Ebenen erfüllt, und sind dann enttäuscht, wenn dies nicht der Fall ist. Wir legen zu viel Wert auf die Bedeutung unserer Jobs und haben nicht genug wertvolle Beschäftigungen außerhalb davon.
Aber dann sind wir wieder beim unbequemen Gegenbeispiel der schon erwähnten Mönche. Sie arbeiteten nicht gegen Bezahlung, erhielten nicht die Art von statussteigernden Belohnungen, die wir von unseren Jobs erwarten, und ihre Arbeit wurde ausschließlich wegen ihres inneren Wertes ausgeübt. So findet man auch viele durchschnittliche Menschen, die außerhalb des Büros anderen Beschäftigungen nachgehen, die sie eigentlich als „wertvoll“ ansehen, und sich trotzdem ausgebrannt fühlen.
Tatsächlich treten die vielleicht merkwürdigsten Fälle von Burnout bei denen auf, die ihren Beruf ausüben wollen, die ihre Arbeit im Allgemeinen mögen, die möglicherweise sinnvolle und/oder kreative Dinge tun und die nicht übermäßig auf ihre Arbeit angewiesen sind definieren sie, die ein anständiges Maß an Autonomie haben, und können sogar ihr eigener Chef sein, aber dennoch Burnout-Phasen erleben.
Es gibt keine klaren und unmittelbare Ursache dieses Leidens, keine klare Antwort darauf, warum Burnout auftaucht, auch wenn sich die Arbeitszeiten und Belastung habe nicht erhöht hat, das Maß an an Stress im Job ziemlich stabil ist – aber sie fühlen sich trotzdem ausgebrannt. Sie fühlen sich plötzlich müde von dem, was sie tun. Sie prallten gegen eine Wand. Sie haben das Gefühl, dass sie raus müssen, sie wollen damit nicht weitermachen.
All dies soll nicht heißen, dass Überarbeitung, Reizüberflutung und sinnlose Jobs keine echten Probleme mit echten, schädlichen Auswirkungen sind. Sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene sollten wir danach streben, die Arbeit erfüllender und menschenwürdiger zu gestalten. Nur stellt sich heraus, dass selbst wenn wir solche Belastungen abstellen, sich das Burnout-Problem trotzdem nicht auflöst. Obwohl diese Probleme Burnout verschlimmern können, kann es auch ohne ihre Abwesenheit zu Burnout kommen.
Wenn wir also Burnout besser verstehen möchten, müssen wir woanders nach einer zugrunde liegenden Ursache suchen.
Burnout = Ein Übermaß an Monotonie
Unabhängig von unserer Berufung (einschließlich Elternschaft) sind unsere Zeitpläne und Aufgaben ziemlich routinemäßig und homogen. Wir tun die gleichen Dinge, Tag für Tag. Auch in Jobs, die ein hohes Maß an Kreativität erfordern, bleibt das Gefühl der Fließbandarbeit bestehen. Statt einer technischen Arbeit erzeugst du Kunst, Medien, Musik und Design. Einen Artikel schreiben. Schreib noch einen. Schreib noch einen. Spülen, waschen, wiederholen. Spülen, waschen, wiederholen.
Ob für einen 9-17 Uhr Mitarbeiter, einen Unternehmer, oder als Freiberufler dreht sich das Fließband der Arbeit einfach weiter. Dieses Problem der Gleichheit begleitet uns seit Anbeginn der sesshaften, urbanen Zivilisation. Davor folgte das Leben für Jäger, Sammler und Bauern ein rhythmisches und zyklisches Muster.
Es gab verschiedene Aufgaben im Winter und im Sommer, geschäftigere Zeiten und brachliegende Pausen, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Ernten. Es gab eine Saisonalität im Leben, in Ernährung, Ritualen, Arbeit und anderem. Auch heute essen wir die gleichen Dinge immer wieder, erledigen die gleichen Aufgaben, hören die gleiche Musik und folgen den gleichen Routinen 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr.
Und es könnte diese Gleichheit sein, die tatsächlich hinter unserem Burnout steckt. Es scheint so zu sein, dass Menschen nur so und so viel Gleichheit ertragen können. Unsere Gehirnzellen werden damit gesättigt und wir prallen gegen eine Wand. Wir wollen das, was wir bisher getan haben, nicht mehr tun. Es ergibt keinen Sinn mehr, keine Motivation.
Wenn es stimmt, dass Burnout in der modernen Zeit schlimmer, denn je ist, dann deshalb, weil zeitgenössische Faktoren diesen Trend nur noch verschärft haben. Eine Arbeit die wir zu jeder Jahreszeit verrichten, ist ins Wochenende und in unsere Freizeit eingesickert. Internet und Smartphone verschlimmern dies. Nur Wenige halten noch das, was eines der letzten Überbleibsel unseres eher zyklischen Lebens geblieben ist – den wöchentlichen Sabbat.
Aber selbst wenn die Arbeit wieder in einen Zeitplan von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr gezwängt würde, würde das Gleichheitsproblem immer noch bestehen. In der Tat können wir zwar die Probleme der Überarbeitung und Entfremdung lösen, aber die Problem der Gleichheit hat keine wirkliche Lösung. Die Produktivität, die von uns Allen erwartet wird (auch von uns selbst), zwingt uns diese Gleichheit auf.
Wir können und sollten versuchen, wieder ein wenig „Zyklizität“ im Leben einzuführen – indem wir bewusst ein wenig Saisonalität in die Lebensmittel, die wir essen, die Musik, die wir hören, und die Veranstaltungen, an denen wir teilnehmen, integrieren. Sich Ruhe und Erholung zu gönnen, hilft ebenfalls. Darum sehnen, ja LECHZEN Viele nach dem Urlaub. Endlich etwas Anderes tun… und viele Urlauber ruhen sich ja nicht wirklich aus. Der Urlaub wird oft so stressig, dass man sich DANACH erst mal ausruhen muss…
Aber auch nach einem langen Urlaub sind wir wieder voll in der unerbittlichen Schleife des normalen Lebens. Ein Urlaub kann das Problem entschärfen, ja, aber wir sind dann einfach bei 85 % Gleichheit im Jahr, statt bei 95 %. Es ist ein Balsam, aber auch wie ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Der Zustand des Lebens und der Arbeit in der modernen Welt ist, wie er ist. Die überwiegende Mehrheit der Jobs erfordert, dass wir das ganze Jahr über, Jahr für Jahr, so ziemlich die gleichen Dinge tun. Wir können einen zyklischen Kalender ebenso wenig in unsere Arbeit einführen, wie es für den Landwirt sinnvoll gewesen wäre, die Idee der Jahreszeiten aus seiner zu entfernen.
Wir können natürlich der Gleichförmigkeit entfliehen, indem wir den Job wechseln, aber es ist oft genug unmöglich, den Job oft genug zu wechseln, um Burnout zu besiegen und zugleich in der Karriere voranzukommen.
Wer lange genug in einer Position bleibt, um professionelle Fähigkeiten und Meisterschaft zu erwerben, um genug Geld zu verdienen, wird irgendwann unweigerlich vom Burnout getroffen. Wenn man nicht lange genug dabei bleibt in einem Job, um von einem Burnout erfasst zu werden, kann man höhere oder gar leitende Positionen nicht erreichen (nicht dass dies zwingend das optimalste Lebensziel wäre, aber nun mal der Wunsch der meisten Leute, die arbeiten gehen).
Und was ist, wenn man aktiv in einem Job bleiben möchten, vielleicht sogar dauerhaft? Ist das, was wir tun möchten, vielleicht sogar etwas, wozu wir uns berufen fühlen? Gibt es einen Ort, den wir aufsuchen können, um eine Antwort darauf zu finden, wie wir mit einem durch Monotonie verursachten Burnout umgehen können?
Kommen wir zurück zu den oben erwähnten Mönchen.

Die klösterliche Lösung für Burnout Monotonie: „Das Haar des Hundes“
Im 3. Jahrhundert n. Chr. zogen sich engagierte Christen aus allen Gesellschaftsschichten in die ägyptische Wüste zurück, um Einsiedler zu werden und ihre Gedanken und Energien ganz auf Gott zu richten. Diese als „Wüstenväter“ bekannten Mönche verzichteten auf alle Annehmlichkeiten der Zivilisation, um in einer winzigen, kargen, sandübersäten Zelle zu leben und ein Leben in Stille, Einsamkeit, Gebet, Studium, Fasten, Meditation und körperlicher Arbeit zu leben.
Während Mönche den Zyklen der Liturgie folgten, war ihr Leben größtenteils sehr reglementiert und routinemäßig; gewissermaßen waren sie die ersten, die eine Art von „Groundhog Day“-ähnlicher Monotonie, die später die moderne Gesellschaft charakterisieren würde (natürlich auf einer viel strengeren, asketischeren Ebene).
Daher ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass unter den Herausforderungen, denen sie gegenüberstanden, eine war, die unser modernes Konzept von Burnout widerspiegelt. Die Mönche nannten dieses Leiden „Acedia“.
Acedia kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Mangel an Sorgfalt“ im Sinne von Gleichgültigkeit. Es gibt kein deutsches Wort, das als direktes Äquivalent zu Acedia dienen könnte. Der Begriff umfasst eine Vielzahl von Konnotationen, darunter Erschöpfung, Mattigkeit, Lustlosigkeit, Langeweile, Ekel und Verzweiflung. Der Zustand war durch einen Mangel an Arbeitswillen gekennzeichnet und konnte einen Mönch sowohl körperlich als auch geistig schwer beeinträchtigen und zu psychischem Stress und echten oder eingebildeten körperlichen Beschwerden führen.
Acedia wurde auch als „Mittagsdämon“ bezeichnet, da er die Mönche zwischen 10 und 14 Uhr am heftigsten heimsuchte, wenn die heiße Wüstensonne am höchsten am Himmel stand und es diesen Einsiedlern schien, als ob die Zeit stehen geblieben sei und der Tag würde ewig dauern.
Evagrius Ponticus, der erste dieser Mönche, der sich wirklich mit der Natur der Acedia befasste, betrachtete sie als den lästigsten und bedrückendsten aller Dämonen, die die klösterliche Gemeinschaft bedrängen. Und es gab etliche solcher Dämone, wie das Zölibat etwa. Aber die meisten dieser Dämonen waren selbstauferlegt, während die Acedia von allein auftauchte.
Eine der bestimmenden Eigenschaften von Acedia war ein Gefühl der Unruhe, das die Desillusionierung eines Mönchs gegenüber seinen Mitbrüdern erzeugte, sowie eine Abneigung gegen die endlose Wiederholung seiner reglementierten Routine, einen Ekel vor der Monotonie und scheinbaren Sinnlosigkeit seiner Arbeit und, vor allem der Wunsch, seine Berufung aufzugeben. In diesen beiden Passagen beschrieb Evagrius die Wirkung von Acedia auf die Denkweise des Mönchs:
„Acedia flößt dem Mönch eine Abneigung gegen den Ort und seinen Lebensstand selbst ein, gegen körperliche Arbeit, und auch die Vorstellung, dass die Liebe unter den Brüdern verschwunden ist und es niemanden gibt, der ihn tröstet. Und sollte es in jenen Tagen Jemanden geben, der den Mönch beleidigt hat, nutzt der Dämon auch dies, um seine Abneigung (gegenüber dem Ort und Mitbruder) weiter zu steigern. Er führt ihn zu einem Wunsch nach anderen Orten, an denen er leicht die nötigen Mittel finden kann, um seine Bedürfnisse zu befriedigen und einem einfacheren und produktiveren Handel nachzugehen.“
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„Acedia verleitet dich, Ideen zu aufzugeben, und die Notwendigkeit zu spüren, diesen Ort und deine Lebensweise zu ändern. Er stellt dieses andere Leben als deine Erlösung dar und überzeugt dich, dass du verloren bist, wenn du nicht gehst. „
Evagrius bemerkte, dass „der Mittagsdämon viele vernünftige und sogar altruistische Gründe für die vorgeschlagene Änderung anbot: der Mönch könnte anderswo sinnvollere Dienste leisten, sich besser um die Familie kümmern, die er in der Zivilisation zurückgelassen hatte, und schließlich sei ja „dem Herrn zu gefallen“ keine Frage des Aufenthalts an einem bestimmten Ort, denn die Schrift sagt, dass die Gottheit überall angebetet werden kann.“
Eines der Heilmittel, das Evagrius für Acedia vorschlug und das er für das wichtigste hielt, war Ausdauer. Einfach durchhalten. Wie Evagrius zustimmend erzählte, sagte ein Mönch zu einem von Acedia befallenen Bruder: „Geh, iss, trink und schlaf, aber verlass deine Zelle nicht: Denk daran, dass der Aufenthalt in der Zelle das ist, was einen Mönch auf dem richtigen Weg hält.“
Beharrlichkeit als Heilmittel für Unruhe vorzuschlagen – Gleichheit als Heilmittel für Gleichheit vorzuschlagen – mag kontraproduktiv erscheinen, aber wie Evagrius bemerkte, könnte es Acedias Einfluss brechen, wenn wir durchhalten, gerade wenn wir keine Lust dazu haben:
„Es gab einen Mönch, der zu Beginn des Stundengebets [tägliches Gebet] von Zittern und Fieber und sehr starken Kopfschmerzen gepackt wurde. Dann sagte er zu sich selbst: „Jetzt bin ich krank, und ich werde ohne Zweifel sterben! Lasst uns also vor dem Sterben aufstehen und das Offizium rezitieren!‘ Kaum begann er damit, ließ auch das Fieber nach. Und später pflegte er mit dieser Argumentation das Amt zu rezitieren und triumphierte über den negativen Gedanken.“
Ein eigener Gedanke mag hier einfließen: „Nun, natürlich glaubten die Mönche, dass Beharrlichkeit das Heilmittel für Acedia sei. Stabilität ist eine klösterliche Tugend, und im Kontext einer Kirche, einer Religion, wird Gehorsam betont und erhöht. Aber die Idee, dies auf das Burnout im weltlichen Leben anzuwenden – in einem Beruf, zu dem man sich vielleicht nicht gottberufen fühlt, aber einfach gut geeignet – macht nicht so viel Sinn.“
Aber zu sehen, wie diese „Hundehaarkur“ genauso gut im Leben eines freigeistigen Künstlers funktioniert hat, kann zeigen, wie es funktioniert. Die „Haar des Hundes“ Kur besagt ja, dass man nach einer durchzechten Nacht mit schwerem Kater am Morgen „das Haar des Hundes, der dich gebissen hat“ einnehmen soll – will sagen, noch mal vom gleichen Schnaps trinken, der den Kater verursacht hat. Eine Art „Ross-Kur“ also.
Wie Norman Rockwell sein Burnout heilte… indem er einfach WEITER arbeitete

Obwohl der Maler Norman Rockwell von Kritikern nicht immer gerade als „seriöser Maler“ angesehen wird, nahm er seine Kunst sicherlich selbst ernst und arbeitete intensiv und konsequent an seinem Werk. Während seine Berufung sicherlich kreativ war, es war auch unerbittlich und repetitiv. In einer Karriere von sechs Jahrzehnten malte er 323 Umschläge für die Saturday Evening Post, 51 Kalender für die Boy Scouts of Amerika und Tausende von Illustrationen für Bücher, Kataloge, Poster und Anzeigen. Er arbeitete sieben Tage die Woche und im Urlaub, fast bis zu seinem Tod. Und zum größten Teil liebte er es. Kunst war das, wozu er sich berufen fühlte.
Aber manchmal stieß Rockwell gegen eine Wand. In seiner Autobiografie beschreibt er einen Burnout-Fall, der sich in einer der drei Hauptdimensionen der Erkrankung manifestierte: Ineffektivität, also ein vermindertes Selbstwertgefühl und Mangel an Produktivität und Leistungsfähigkeit (die beiden anderen hauptsächlich vereinbarten Dimensionen von Burnout sind, wie eingangs erwähnt, Erschöpfung und Verbitterung).
„In den nächsten Monaten verschlechterte sich mein Selbstvertrauen rapide. Ich fing an, rund um die Uhr ins Studio zu gehen, um mir mein Bild anzusehen und mich zu vergewissern, dass es nicht so schlimm war, wie ich es plötzlich in Erinnerung hatte. Aber als ich dort rauskam, konnte ich nicht mehr sagen, ob es gut war oder schlecht. Oder wenn ich entschied, dass es schlecht war, konnte ich nicht herausfinden, warum.
Ich würde einen Kopf ausreiben und neu lackieren. Nein, das war es nicht. Ich würde die Farbe eines Kleides oder Hemdes ändern. Nein. Ich würde eine Hand oder Augen neu zeichnen, ein Gesicht neu malen, einen anderen Ausdruck ausprobieren. Nicht gut, das war es auch nicht. So saß ich erschöpft vor der Staffelei in der toten Stille des frühen Morgens, hoffnungslos verwirrt. Und ziemlich bald, als die Vögel in den Bäumen entlang der Straße schläfrig zu zwitschern begannen und die elektrischen Lichter im kalten blauen Licht der Morgendämmerung verblassten, nahm ich die Leinwand von der Staffelei und stellte sie an die Wand. Ich müsste neu anfangen. Ich brauchte ein neues Modell.
Aber das war nur ein Aufschub. Es war einfacher, das Bild neu zu beginnen, als es zu beenden. Ich habe ein Cover viermal bemalt, jedes Mal mit einem anderen Modell, und dann die Leinwände verbrannt und die Idee vollständig verworfen. Ich konnte kein Bild in meinen Kopf bekommen. Was ich wollte, entging mir immer wieder.
Beim Frühstück dachte ich, ich hätte es endlich geschafft. Ich konnte das fertige Bild in meinem Kopf sehen. Dann ging ich ins Atelier und verlor nach einer Weile des Malens die Fassung. Nur unzusammenhängende Details sehen – eine Hand, einen Mund, einen Schuh. Ich war verzweifelt und begann ziellos zu malen, lustlos, hier ein Stück zu füllen, dort eine Ecke, zusammenhangslos.
Dann kam eines Tages Billy Sundermeyer, eines meiner Kindermodels, ins Studio und sah das Bild auf der Staffelei, das dort gewesen war, und sagte fröhlich: „Junge, du bist fertig, du bist fertig!“ Das hat mir Angst gemacht. Ich musste etwas tun, irgendetwas, um mich wieder ins Lot zu bringen. Mein Leben ging den Bach runter. Alles, was ich kannte, war Malen, und das ließ mich jetzt im Stich.“
In seiner Arbeit quasi um sich schlagend beschloss Rockwell, das Rezept auszuprobieren, das oft für Burnout angeboten wird: eine Reise zu unternehmen. „Vielleicht würde mir ein Szenenwechsel helfen“, dachte er. Aber Reisen erwies sich nicht als wirksames Heilmittel und schien es tatsächlich zu sein, es habe den gegenteiligen Effekt:
„Wir steckten Jerry, unseren ältesten Sohn, Jahrgang 1932, in einen geflochtenen Wäschekorb und fuhren mit dem Boot nach Frankreich. Aber es hat nichts genützt. Ich habe zwei Bilder fertiggestellt – erbärmliche Illustrationen – während der acht Monate, die wir in Paris lebten. Als wir nach Hause kamen, war ich in einem schlechteren Zustand als zuvor.
Ich habe es mit neuen Pinseln versucht. Ich habe mit Glasuren experimentiert. Allerdings nicht für lange. Ich konnte bei nichts bleiben – einem Bild, einer Technik. Natürlich habe ich es hin und wieder geschafft, einen Job zu Ende zu bringen. Aber alle haben mich unzufrieden gemacht. Und ich konnte nicht an die Quelle meiner Unzufriedenheit vordringen.
Alle meine Sachen sind drittklassig, dachte ich, bis zum letzten Pinselstrich. Aber ich weiß nicht, was los ist. Ich mache alles wie vorher…“
Wie ist Rockwell schließlich aus diesem Loch herausgekommen (und denen, die sich im Laufe seiner Karriere immer wieder auftun würden)? Durch Ausdauer:
„Ich tat das Einzige, was ich tun konnte. Ich malte, klebte wie ein Blutegel an der Staffelei. Ob mir gefallen hat, was ich herausgefunden habe oder nicht. Jeden Morgen ging ich um acht Uhr ins Studio. Ich arbeitete hartnäckig bis Mittag und nach dem Mittagessen bis fünf oder sechs Uhr abends. Ich hörte auf zu versuchen, um zu verstehen, warum ich verwirrt und unzufrieden war. Ich weiß nicht, was falsch ist, dachte ich, und ich werde es nie begreifen können. Ich werde nur malen, denn das ist Alles, was ich je konnte.“
„Und am Ende, nach Monaten schlecht gemalter, missratener, glanzloser Cover, die eins nach dem anderen mit einer Art hartnäckiger Verzweiflung gemacht wurden, habe ich mich selbst herausgearbeitet. Mein Selbstvertrauen kehrte zurück; Ich hatte mehrere gute Ideen. Ich sah sie die ganze Zeit über als zusammenhängende Bilder, während ich sie malte.“
„Selbst jetzt verstehe ich nicht wirklich, was die Schwierigkeiten verursacht hat oder wie ich sie allmählich durchgearbeitet habe. Seitdem hatte ich andere schwierige Phasen. Jedes Mal, wenn ich den Punkt erreichte, an dem ich fühlte, dass ich fertig war, am Ende meiner Kräfte, habe ich es geschafft, mich wieder aufzurichten. Immer indem ich einfach dranbleibt, weiterarbeite, obwohl alles aussichtslos erscheint und ich vor der Angst Angst habe.“
Ruhe bewahren und weitermachen
Es muss wiederholt, unterstrichen und fett gedruckt werden: wenn du erschöpft und unerfüllt bist in Ihrer Arbeit oder mit deiner allgemeinen Lebenssituation, sollten diese Themen angesprochen werden.
Chronischer Stress kann zu ernsthaften psychischen und physischen Krankheiten führen, ein Leben ohne Sinn ist nicht lebenswert, und die Arbeit in einem Job, den du nicht magst, wird dich nicht auf magische Weise dazu bringen, ihn zu mögen. Manchmal gibt es nichts Besseres, als den Job zu wechseln.
Aber während übermäßige banale Arbeit Burnout verschlimmern kann, ist es oft hilfreich, wenn Monotonie die ultimative Wurzel der Erkrankung ist und im modernen Arbeitsleben fast endemisch ist, Burnout in einem Job zu erleben, sich eine Arbeit zu suchen, die abwechslungsreicher ist und die du MAGST.
In einem solchen Fall ist das Erste, was man tun sollte, wenn man von einem Burnout betroffen ist, nicht auszuflippen. Du bist gegen eine Wand gefahren. Du fühlst dich unruhig. Du bist müde von der Arbeit. Du hast das Gefühl, dass du eine Veränderung brauchst. OK. Wenn du dich so fühlst, ist es nur natürlich anzunehmen, dass etwas „falsch“ ist.
Und es ist möglich, dass du tatsächlich eine große Änderung vornehmen solltest. Aber es ist auch möglich, dass du gerade einen „Sättigungspunkt“ erreicht hast, der nach einem mysteriösen und scheinbar zufälligen Zeitplan eintrifft. Du denkst vielleicht, dass du in einem anderen, cooleren Beruf glücklicher bist, aber auch dort wirst du möglicherweise Burnout-Zeiten erleben. Darum behalte erst einmal kühlen Kopf.
Sogar NBA-Profi-Spieler sagen, dass es inmitten ihrer Saison mit 82 oder mehr Spielen Zeiten gibt, in denen die Eröffnungsmusik eines Spiels einfach nicht mehr hören können; sie sind definitiv nicht begeistert davon, auf den Platz zu rennen, um zu spielen, haben die Routine total satt und denken zum zehnten Mal darüber nach, vielleicht in den Ruhestand zu gehen.
Selbst als Blogger/Podcaster arbeiten wir selbst an scheinbar hoch kreativ, es sind begehrte Berufe. Jeder möchte „Influencer“ sein… Während diese Arbeit definitiv autonom und kreativ ist, ist sie es auch überraschend unerbittlich und repetitiv, mit langen, endlosen Stunden vor dem Bildschirm. Wir arbeiten jeweils 50-60 Stunden pro Woche, jede Woche und jedes Wochenende, und haben kaum einen arbeitsfreien Tag. Sobald ein Podcast oder Artikel fertig ist, ist es an der Zeit, am nächsten zu arbeiten.
Zum größten Teil ist das völlig in Ordnung – der Großteil unserer Arbeit ist interessant und erfüllend und macht Spaß. Dennoch stoßen wir Alle gelegentlich an eine Wand, an der wir sicher sind, dass wir nicht mehr weitermachen können, und erwägen, in einer dramatisch anderen Karriere neu zu beginnen. In solchen Zeiten, weil wir unsere Arbeit insgesamt lieben, wir entscheiden uns einfach dafür, weiterzumachen. Letztlich muss man ja auch Geld verdienen.
Und die Burnout-Gefühle verschwinden unweigerlich genauso mysteriös, wie sie gekommen sind, und wir haben wieder richtig Freude an unserer Arbeit.
Es wäre ein Fehler, in einem Job zu bleiben, den du als „Seelenstaubsauger“ empfindest. Aber es wäre auch ein Fehler, etwas aufzugeben, das Sie tun sollten, weil es dein Ding ist, etwas, das gut zu dir passt, etwas, das vielleicht der beste Ort für dich im Leben ist, auch wenn es mal eine schwierige Phase gibt, denn die ist normal und unvermeidlich, und geht schließlich vorbei.
Die Wüstenväter dachten, dass eine der klügsten Taktiken des Mittagsdämons darin bestand, die Betroffenen davon abzuhalten, sich bewusst zu werden, dass sie darunter litten. Der Mönch würde dann davon ausgehen, dass seine Unruhe, Müdigkeit und Ekel für seine Arbeit bedeutete, dass er in der falschen Berufung arbeitete.
Aber Acedia oder Burnout zu erleben, bedeutet nur, dass du an einem vorübergehenden Knackpunkt angekommen bist, und der, wenn er durchgehalten wird, seinerseits unter der Sonne verdunstet, die nicht immer so brutal heiß lodern wird. Acedia als das zu enthüllen, was es ist, und ihr die panische Maske abzunehmen, so sagten die Wüstenväter, war der erste Schritt zur Auflösung dieses Zustands.
So, wie Evagrius es ausdrückte: „Sobald ein Mensch es erkannt hat, beruhigt er sich wieder.“

Eine seit Jahrtausende bewährte und effektive Methode dafür ist VISUALISIERUNG, bekannt auch als MENTAL IMAGERY. Sie ermöglicht JEDEM von uns die Kontrolle von Emotionen und die Beseitigung falscher Gedanken und Überzeugungen. Sie gibt innere Ruhe, Harmonie, Gleichgewicht. Negative Gedanken können ABGESTELLT werden.
Mit Fragen zu dem Bereich kannst du dich gern jederzeit an mich wenden!
Ich wünsche dir alle Gute – beste Wünsche von Mike Malak
follow me on Facebook – Coach für emotionale und spirituelle Heilung – Healing Practicioner (Ausbildung Heilpraktiker Psychotherapie), Seelsorger (Evangelisch-Theologische Fakultät Uni Strassburg, Frankreich, mit Schwerpunkt auf vergleichende Religionslehre und Seelsorge), langjähriges Studium der Philosophie und Coach für Bewegung und Selbstverteidigung